Pressebericht:

Mit Köpfchen in die Freiheit.

In Ersingen hat die KJG ihren eigenen Escape Room gebaut. Entkommen kann man aus ihm nur, wenn man eine ganze Reihe kniffliger Rätsel löst.


 Gluckernd und gurgelnd läuft das Wasser in das längliche, graue Rohr, das im alten Ersinger Pfarrhaus an einer Wand befestigt ist und auf den ersten Blick völlig unscheinbar wirkt. Je mehr Flüssigkeit hineingegossen wird, desto näher kommt der zunächst am Boden des Rohrs verborgene Schlüssel an die Oberfläche. Ihn braucht man, um die Handschellen zu öffnen und das Türschloss zu entriegeln. Wer aus dem Raum entkommen will, der muss vorher etliche Rätsel lösen, eines komplizierter als das andere. Jeder noch so unscheinbar wirkende Gegenstand, jedes noch so kleine Detail kann eine Bedeutung haben oder einen wichtigen Hinweis auf dem Weg zur Lösung liefern. Beim Einrichten ihres Escape Rooms hat sich die katholische junge Gemeinde (KJG) in Ersingen viel Mühe gegeben und nichts dem Zufall überlassen. Mehr als 60 Teilnehmer in 15 Gruppen haben sich am Wochenende der Herausforderung gestellt, alle hochmotiviert und mit großer Freude am gemeinsamen Finden des Auswegs. „Hier steht ganz klar der Spaß im Mittelpunkt“, sagt Steffen Zimmer, der den Escape Room zusammen mit seiner Kollegin Kristin eingerichtet hat: komplett in Eigenregie und mit Ideen, die sie sich selbst ausgedacht haben.

Zwar haben sie sich dabei von den Erfahrungen inspirieren lassen, die sie beim Besuch anderer, auch professionell betriebener Escape Rooms gemacht haben. Aber letztlich entstammt das im alten Pfarrhaus inszenierte Szenario ihrer eigenen Fantasie und Kreativität. Zu ihm gehört auch eine kurze Vorgeschichte, die zwar rein fiktiv ist und nicht der Realität entspricht, aber eine plausible und obendrein humorvolle Erklärung für das liefert, was die Teilnehmer im Escape Room vorfinden, wenn sie ihre Augenbinden abnehmen. Sie handelt von einer Gruppe schwäbischer Pfadfinder, die in das Pfarrhaus eingebrochen ist, um die Unterlagen über das große Zeltlager zu klauen, das die Ersinger KJG unter dem Namen „JuF-Tag“ zusammen mit den Maltesern immer kurz vor den Sommerferien ausrichtet. Als Steffen Zimmer die Diebe ertappt, fesseln sie ihn mit Handschellen an einen Stuhl und verrammeln die Tür. Um ihn zu befreien und zu entkommen, müssen die Teilnehmer eine ganze Reihe von Rätseln lösen. Trödeln dürfen sie dabei nicht, denn in der Geschichte erfahren sie auch, dass die schwäbischen Pfadfinder nach einer Stunde zurückkommen.



Überall im Raum finden die Teilnehmer versteckte Hinweise. Etwa in Form von mehreren Flaschen, deren Gewicht die Zahlenkombination für ein Vorhängeschloss liefert. Oder in Form eines Lasers, mit dem man in der richtigen Reihenfolge auf Sensoren zielen muss, damit an der Decke ein Magnetschloss den nächsten Hinweis freigibt. Beim Konzipieren der Aufgaben haben Steffen und Kristin darauf geachtet, alle Altersklassen anzusprechen. Die Idee, einen Escape Room einzurichten, hatten sie schon länger. Denn in Ersingen stellt die KJG regelmäßig Aktionen für Kinder und Jugendliche auf die Beine, die zwar offiziell „Spieleabende“ heißen, aber mit Blick auf Programm und Aufwand weit darüber hinausreichen. Nachtwanderungen hat es schon gegeben, Filmvorführungen, Detektivspiele und Schnitzeljagden mit Gruselfaktor, aber bisher noch nie einen Escape Room. Der entscheidende Impuls dafür kam von Steffen Zimmer, der ein großer Fan des Ganzen ist. Zusammen mit Vereinskollegen sammelte er mehr als 40 Ideen für Rätsel, aus denen anschließend die ausgewählt wurden, die gut zusammenpassen und innerhalb einer Stunde zu lösen sind. Die größte Herausforderung war dabei, die Aufgaben so aufeinander abzustimmen, dass sie weder zu schwer noch zu leicht sind.

Um sicherzugehen, dass alles klappt, hat man zunächst einen Probedurchlauf gestartet, der wertvolle Erkenntnisse geliefert und zu geringfügigen Anpassungen geführt hat. Nachdem die KJG die Aktion im Amtsblatt angekündigt hatte, dauerte es nicht lange, bis die ersten Anmeldungen kamen, hauptsächlich von Familien, aber auch von einigen Jugendlichen. „Das große Interesse hat uns positiv überrascht“, sagt Steffen Zimmer, der zusammen mit seiner Kollegin Kristin an drei Tagen im Einsatz gewesen ist. Über dieses große Engagement freut man sich bei der Ersinger KJG ebenso wie über die finanzielle Unterstützung aus dem Jugendfonds des Enzkreises, die vor allem zum Beschaffen von Equipment verwendet wurde. Nach der durchweg positiven Resonanz auf die Premiere könnte man sich bei der KJG durchaus vorstellen, in Zukunft nochmal einen Escape Room einzurichten. Ideen dafür hätte man jedenfalls genug. 


– Nico Roller Freier Journalist
Nach dem Probelauf bespricht Steffen Zimmer (Zweiter von links) die Rätsel mit der Gruppe. (Bild: N. Roller)



 
 
 
E-Mail
Instagram